Die Freundschaft zwischen Hermann Hesse und Thomas Mann in Briefen
Auf den ersten Blick haben sie wenig gemeinsam, der schüchterne Missionarssohn aus Calw, dem zeitlebens etwas „Mönchisches“ anhaftete, und sein „aristokratischer“ Altersgenosse aus dem fernen Lübeck. Und doch sind beide, auf je eigene Weise, dominierende Gestalten der deutschen Literatur, verbunde durch eine jahrzehntelange Freundschaft auch in schwieriger Zeit.
„Denn Deutscheres gibt es nicht als diesen Dichter und das Werk seines Lebens…“ (Thomas Mann zu Hesses 60. Geburtstag, Juli 1937)
„Ich glaube, nichts Lebendes kommt heute ums Politische herum. Weigerung ist auch Politik.“ (Thomas Mann an Hermann Hesse, April 1945)
„Im übrigen freilich waren wir uns nicht sehr ähnlich, man konnte es uns an Kleidung und Schuhzeug ansehen…„
„Dass es zu dieser Freundschaft und Kameradschaft gekommen ist, zu einer der erfreulichsten und reibungslosesten meines Lebens, dazu musste vieles geschehen…“ (Hermann Hesse zu Thomas Manns 75. Geburtstag, Juni 1950)
Die eindrückliche Lesung spürt der Kameradschaft dieser zwei „Brüder im Geiste“ nach: private, teils humorvolle Alltäglichkeiten stehen neben scharfsichtigen Analysen des politischen Zeitgeschehens. Gerade in den schweren Zeiten des Naziregimes und des Exils von Thomas Mann in der Schweiz (1933−1938) und den USA waren sich die beiden Trost und Stütze.
In die Chronologie der Briefe sind einige Passagen aus dem schriftstellerischen Werk der beiden eingefügt: Ausschnitte aus Hermann Hesses „Unterm Rad“, „Der Steppenwolf“ und „Das Glasperlenspiel“ kontrastieren beispielsweise mit Thomas Manns „Buddenbrooks“. Dazu kommen noch einige der weniger bekannten (oder weitgehend vergessenen) Gedichte Hermann Hesses. Besonders darin, in der kleinen Form, überragte Hesse den epischen Großmeister Mann, der sich auch ganz neidlos freute: „Welch ein Melodienschatz! Welche Wohltat für das leidende Gemüt.“
(Zitate aus: Hermann Hesse — Thomas Mann / Briefwechsel, herausgegeben von Anni Carlsson und Volker Michels, Suhrkamp Verlag, 1975. Konzeption der Lesung: Rudolf Guckelsberger. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Suhrkamp und Fischer.)
Rudolf Guckelsberger, geboren 1959, studierte Katholische Theologie in Bonn und Würzburg (Diplom), dann Sprechkunst und Sprecherziehung an der Musikhochschule Stuttgart (Diplom). Als Rezitator erarbeitet er seit 1990 literarische Programme – als Solist, in Sprecherensembles sowie in Zusammenarbeit mit international bekannten Musikern. Etwa 20 CD-Publikationen haben großen Anklang gefunden. Darüber hinaus ist er Sprecher und Moderator beim Südwestrundfunk (SWR).
Bisherige Auftrittsorte:
Kunstmuseum Bern und Buchhandlung Zimmermann Kirchheim.
Presse:
„Immer persönlicher und intensiver entwickelt sich die zugleich auch von großem Respekt geprägte Freundschaft. […] Rudolf Guckelsberger und Benedikt Schregle […] lasen aber nicht nur Texte vor, sie waren vielmehr die beiden „Brüder im Geiste“, deren mit großer Sorgfalt stimmig ausgewählte Briefe sie meisterhaft rezitierten und damit als die Kleinode zu Wirkung kommen lassen konnten, die sie ja auch sind. […] Rudolf Guckelsberger und Benedikt Schregle gelang tatsächlich eine großartig ausgewählte und vorgestellte Collage aus eingespielter Musik, interessant zusammengestellter und kommentierter Briefe sowie virtuos ineinander verschlungener literarischer Texte der beiden Meister des geschriebenen Wortes.“ (Der Teckbote, 03.03.12)