Eine musikalische Lesung mit dem Duo Jiménez
Geschenke — ein Thema, das gerne Kopfzerbrechen bereitet. Und davon sind nicht einmal Könige ausgenommen. Johann III., König von Portugal, sucht ein Hochzeitsgeschenk für seinen Vetter Maximilian, Großherzog von Österreich. Seine Lösung ist nahezu genial: Salomon! Ein indischer Elefant, der dem portugiesischen Hof bisher nur Kosten verursacht hat und der wahrlich ein außergewöhnliches Geschenk darstellen würde. Ein Geschenk, das der Bedachte nicht ablehnen kann.
Hier beginnt die Reise, zu der Sie das Duo Jiménez (Sprecher Benedikt Schregle und Gitarrist Michael Gern) einlädt. Von Portugal und Spanien übers Mittelmeer nach Italien und schließlich über die Alpen nach Wien führt der Weg, den der Elefant Salomon, sein gewitzter Führer Subhro und die sie begleitenden Soldaten zurücklegen müssen.
Text: José Saramago: Die Reise des Elefanten. Hoffmann und Campe, Hamburg, 2010.
Musik: Luis de Milán, Alonso Mudarra, Luis de Narváez, Vicente Asencio, Mauro Giuliani, Mario Castelnuovo-Tedesco, Francesco da Milano, Antonio Ruiz-Pipó und Gaspar Sanz
Das Buch:
Als José Saramago in Salzburg im Restaurant des Hotels Elefant einmal zu einem Abendessen eingeladen war, fielen ihm Holzschnitzerein auf. Sie zeigten Bilder von Lissabon und anderen europäischen Orten, die eine Reiseroute beschrieben. Ihm wurde erzählt, dass hier eine wahre Begebenheit abgebildet wurde, die sich 1551, zu Zeiten König Johanns III. von Portugal, zugetragen haben soll: Ein indischer Elefanten wird von Portugal nach Wien überführt. Damit war Saramagos Idee geboren, die genauen Hintergrundinformationen zu recherchieren und daraus einen Roman zu schaffen, der historisch belegte Realität und fiktive Ausschmückungen miteinander verknüpft. 2008 ist die portugiesische Originalausgabe von A viagem do elefante erschienen. In Deutschland kam die Übersetzung Die Reise des Elefanten im Juni 2010 in die Buchläden, eine Woche nach Saramagos Tod.
Der Autor:
1922 kam José Saramago in einem kleinen portugiesischen Dorf im Landesinneren zur Welt. Aufgewachsen ist er in sehr einfachen Verhältnissen. Seine Eltern waren Landarbeiter und konnten weder lesen noch schreiben. Sein erstes Geld hatte Saramago sich als KFZ-Mechaniker verdient, bevor ihn die Leidenschaft für Bücher packte. Ohne entsprechende Ausbildung schaffte er es, für verschiedene Zeitungen und Verlage zu arbeiten und sich später als freier Schriftsteller zu etablieren. Sein erster nationaler Erfolg war 1980 der Roman Hoffnung im Alentejo (Levantado do Chão). Seine politische Haltung hat ihm sein berufliches Leben erschwert. Saramago war Kommunist, hat sich den wechselnden portugiesischen Regimes gegenüber immer sehr kritisch verhalten und galt als unbequemer, aber doch konstruktiver Provokateur. In seinem siebten Roman Das Evangelium nach Jesus Christus hat der bekennende Atheist eine beeindruckende Fassung des Neuen Testaments geschaffen, mit einem sehr menschlichen und zweifelnden Jesus Christus. 1998 erhielt Saramago den Nobelpreis für Literatur, was u.a. der Vatikan scharf kritisierte. 2008 wurde sein Romans Die Stadt der Blinden (O Ensaio sobre a Cegueira) fürs Kino verfilmt (mit Mark Ruffalo und Julianne Moore in den Hauptrollen). Am 18. Juni 2010 ist José Saramago mit 87 Jahren auf Lanzarote gestorben.